6. Band IV     Block ’F’     Inhalt

Was würde man von einem Menschen erwarten, der in tiefster Überzeugung von sich behauptet, ’in der Wahrheit’ zu sein? Wie könnte man sich das vergegenwärtigen?

Möglicherweise würde die Vorstellung von einem großen – mit Wahrheit gefülltem – Bassin oder Aquarium hervorgerufen, in welchem der Betreffende rundherum lückenlos mit eben dieser Wahrheit bedeckt wäre. Die Wirklichkeit zeigt jedoch, daß diese imaginäre Bassin-Füllung lediglich zu einem Teil aus Wahrheit besteht und zum anderen Teil aus Irrtümern, Lügen und Betrügereien.

Der vermeintlich ’in der Wahrheit’ Seiende mag nicht jede an ihm begangene Irreführung oder den einen oder anderen an ihm verübten Betrug bemerkt und durchschaut haben, der große Teil dieser maliziösen Vorgänge jedoch ist so offensichtlich, daß er ihm nicht entgangen sein kann. Er weiß also, daß er sich in Wirklichkeit in einem Gemisch aus Wahrheiten, Irrtümern und Lügen befindet. Sowie ein ihm wohlgesonnener Mensch mit genauer Kenntnis der Situation versucht, ihn auf seine mißliche Lage aufmerksam zu machen und ihm gegebenenfalls sogar unter Vorlage von absolut beweiskräftigen schriftlichen Unterlagen – welche er auch selbst zu benutzen pflegt, um anderen gewisse Dinge damit belegen zu wollen – den Anstoß zu geben, seine ’Wahrheiten’ noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen, reagiert er nicht wie jemand, der von einem fatalen Irrtum befreit und vor größtem Schaden bewahrt wird, sondern er führt sich hochverärgert auf wie ein ertappter Dieb oder wie einer, “dem die Hühner das Brot ’verzogen’ haben“. Das ist zwar gewissermaßen ’typisch menschlich’, aber nicht typisch christlich! Und – nützlich oder hilfreich ist es gleich gar nicht.